„Wir helfen, wo wir können“

Das Familienunternehmen Münzer hat seine Produktion adaptiert, um Pharmaglycerin an Apotheken liefern zu können. Die Zentrale des europäischen Experten für Biodieselproduktion aus Altspeiseöl befindet sich in Sinabelkirchen bei Gleisdorf.

„Wir wurden vor einigen Wochen von einer Apotheke aus Vorarlberg kontaktiert, die händeringend auf der Suche nach Rohstoffen war, um Desinfektionsmittel herzustellen“, erläutert Ewald-Marco Münzer die Vorgeschichte. „Über Google-Suche hat uns die Apotheke gefunden, da wir Pharmaglycerin anbieten – eigentlich aber für die Pharmaindustrie und Kosmetikhersteller in industriellen Chargen“, so Münzer weiter. Insgesamt liegt die jährliche Produktionsmenge bei über 20.000 Tonnen Glycerin. Der Bedarf von Apotheken ist natürlich deutlich geringer – es geht um 5 oder 10 Liter-Kanister. „Trotzdem war für uns sofort klar, dass wir hier unterstützen.“

Pharmaglycerin für Desinfektionsmittel

Das Glycerin fällt bei der Produktion des Biodiesels an und wird von der Firma Münzer dann aufbereitet, sodass 99,5 Prozent reines Pharmaglycerin entsteht. „Wir haben kurzerhand überprüfen lassen, ob unser Glycerin auch für die Herstellung von Hände-Desinfektionsmittel geeignet ist, das wurde bestätigt. Dann war die nächste Herausforderung, kurzfristig 5- und 10-Liter Kanister zu bekommen. Und wir mussten natürlich auch die Beladung adaptieren, weil wir sonst ja nicht solche Kleinmengen abfüllen.“ Dank dem großen Engagement der MitarbeiterInnen – insgesamt an allen 3 Unternehmensstandorten rund 250 – konnte dies kurzerhand umgesetzt werden. Apotheken aus ganz Österreich greifen mittlerweile gerne auf das Münzer-Angebot zurück:

Zentrale in Sinabelkirchen

Die Biodiesel- und damit auch die Produktion von Pharmaglycerin erfolgt am Standort Wien, in Sinabelkirchen befindet sich die Zentrale des Familienunternehmens. Der Standort wurde in jüngster Vergangenheit stark erweitert, mittlerweile wird dort auch Elektroschrott aufbereitet. Ebenso werden Dienstleistungen wie Tank- und Kanalreinigung von dort aus angeboten und die Aufbereitung von flüssigen Abfällen wie Altspeiseöl. „Man merkt natürlich, dass die Lokale zu sind und weniger Speisefett anfällt. Aber es gibt sehr viele Lieferdienste, die aktiv sind – meist mit wenig Personal, umso wichtiger daher, dass wir uns hier als Dienstleister um die Entsorgung kümmern.“

„Jetzt gilt es, zusammenzuhalten“

Um die Sozialkontakte der MitarbeiterInnen in der aktuellen Situation möglichst zu reduzieren, hat man in den Werken Vorkehrungen getroffen und den Schichtbetrieb angepasst. Die VerwaltungsmitarbeiterInnen arbeiten weitestgehend von zu Hause aus. Münzer: „Es lässt sich natürlich nicht abschätzen, was die nächsten Wochen bringen. Unsere MitarbeiterInnen stehen zum Unternehmen, das zeigt sich gerade auch jetzt – die Glycerin-Produktion für Apotheken stellt ja für alle einen Mehraufwand da. Und als Familienunternehmen stehen auch wir zu unseren MitarbeiterInnen. Deshalb sind wir der Meinung, dass eine Krise nicht durch Jobabbau, sondern nur durch Zusammenhalt gelöst werden kann.

Mitarbeiterin von Münzer beim Produzieren von Pharmaglycerin
Die Münzer-MitarbeiterInnen produzieren Pharmaglycerin für Apotheken (Credit: Münzer).

www.muenzer.com